Umfrage: Mehrheit der Deutschen hat kein Verständnis für militärisches Vorgehen Israels im Gazastreifen (2024)

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Von: Erkan Pehlivan

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In Deutschland sind die meisten Menschen gegen das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen. Grund sei vor allem die katastrophale humanitäre Lage.

Gaza – Angesichts der hohen Opferzahlen und der desaströsen Versorgungslage der Menschen im Gazastreifen ist mittlerweile eine Mehrheit von 61 Prozent der Bevölkerung in Deutschland gegen das militärische Vorgehen Israels in dem abgeriegelten Küstenstreifen. Das geht aus einer Forsa-Umfrage*für den Stern hervor. Nur noch 33 Prozent befürworten die Militärschläge Israels demnach. Im November waren bei einer vorherigen Forsa-Umfragefür den Stern noch 62 Prozent der Befragten für das militärische Vorgehen und 31 Prozent dagegen. Damit hat sich das Meinungsbild in den vergangenen Monaten nahezu umgekehrt.

Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot in Gaza

Hilfsorganisation kritisieren, dass die Menschen im Gazastreifen nicht genug zu essen haben. „Nach Angaben der UNO sind die Hilfslieferungen seit Israels Einmarsch in Rafah um zwei Drittel zurückgegangen. Seit dem 6. Mai konnten nur 216 Lastwagen mit humanitärer Hilfe über Kerem Shalom einfahren und abgeholt werden – durchschnittlich acht pro Tag“, schreibt die Hilfsorganisation Oxfam auf ihrer Internetseite und warnt vor einer Hungersnot.

Umfrage: Mehrheit der Deutschen hat kein Verständnis für militärisches Vorgehen Israels im Gazastreifen (1)

Oxfam schätzt zwar, dass täglich Hunderte kommerzieller Lebensmitteltransporte über den Grenzübergang Kerem Shalom einreisen. „Obwohl diese Lieferungen wichtig sind, um die Verfügbarkeit von Lebensmitteln im Gazastreifen zu erhöhen, enthalten diese nicht nahrhafte Energydrinks, Schokolade und Kekse“, die zu überhöhten Preisen verkauft würden. Der Mangel an abwechslungsreicher Ernährung sei eine der Hauptursachen für akute Unterernährung und wurde im Gazastreifen. „Tonnen von Nahrungsmitteln für eine unterernährte Bevölkerung zu blockieren und gleichzeitig mit Koffein versetzte Getränke und Schokolade durchzuwinken, ist abscheulich“, kommentiert Sally Abi Khalil, eine Direktorin für den Nahen Osten und Nordafrika der Hilfsorganisation Oxfam, die Lage im Gazastreifen.

Mahnende Worte kommen auch von der Hilfsorganisation Caritas. Trotz eindringlicher Warnungen vor einer Hungernot sei bis heute nicht genug getan worden, um den Hunger zu stoppen, mahnte der Leiter von Caritas International, Oliver Müller, am 15. Mai in Freiburg.

Untersuchung in Israel geht von ausreichenden Lebensmittelhilfen für Gaza aus

Israelische Quellen hingegen sagen, dass Israel ausreichende Mengen an Nahrungsmitteln als humanitäre Hilfe in den Gazastreifen einfließen lässt. Zu diesem Ergebnis kam eine Gruppe von Forschern aus Einrichtungen in ganz Israel, darunter die Universität Tel Aviv, die Hebräische Universität Jerusalem, die Universität Haifa, die Ben-Gurion-Universität des Negev, das Sheba Medical Center, das Shaare Zedek Medical Center und das Gesundheitsministerium, auf das sich die Jerusalem Post beruft. Die Untersuchung trägt den Namen „Nutritional Assessment of Food Aid Delivered to Gaza by land and air drops, during the 2024 War“ (Ernährungsbewertung der Nahrungsmittelhilfe, die während des Krieges 2024 in den Gazastreifen geliefert wurde).

Um herauszufinden, wie groß dieser Lebensmittelbedarf im Gazastreifen ist und ob Israel genügend Nahrungsmittelhilfe leistet, haben die Autoren ihre Untersuchung nach den Standards der humanitären Sphere-Leitlinien für Ernährungssicherheit, Ernährung und Nahrungsmittelhilfe durchgeführt, schreibt das Blatt. Darin heißt es, dass jeder Mensch das Recht auf angemessene Nahrung hat, was die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in einer Menge und Qualität, die ausreicht, um die Ernährungsbedürfnisse des Einzelnen zu befriedigen, und die Zugänglichkeit dieser Nahrungsmittel in einer Weise, die nachhaltig ist, umfasst.

Die Bewertung der Fachleute sollen ergeben haben, dass im ersten Quartal 2024 14.916 Lastwagen mit 227.854 Tonnen und 95 Luftabwürfe mit einem Gewicht von 3694 Tonnen an Nahrungsmitteln in den Gazastreifen gelangten: ein Durchschnitt von 3729 Lastwagen mit Nahrungsmitteln pro Monat.

124 israelische Geiseln weiterhin im Gazastreifen

Auslöser desGaza-Kriegs war ein Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels am 7. Oktober verübt hatten. Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1200 Menschen getötet. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Auf palästinensischer Seite wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn mehr als 36.400 Palästinenser getötet.

Ziel desGaza-Kriegs ist es laut Israel, die Hamas zu zerstören und die Geiseln aus der Gewalt der Terrororganisation zu befreien. Es wird befürchtet, dass ein Großteil der insgesamt 124 Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten werden, nicht mehr am Leben ist. (erpe/dpa/AFP)

*Hinweis: Die Fragestellung lautete: „Als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober des letzten Jahres, bei dem etwa 1.400 Menschen ermordet und über 200 Geiseln nach Gaza verschleppt wurden, geht Israel seitdem im Gaza-Streifen mit Luftschlägen und mit Bodentruppen gegen die Hamas vor. Haben Sie für das anhaltende militärische Vorgehen Israels im Gaza-Streifen grundsätzlich Verständnis oder nicht?“ - Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa für denSternund RTL Deutschland am 30. und 31. Mai telefonisch erhoben. Datenbasis: 1003 Befragte. Damit ist die Umfrage repräsentativ. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte.

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